
Agilität scheint in verschiedenen Bereichen der Zusammenarbeit das Schlagwort für zukunftsorientierte, zeitgemäße Prozesse zu sein. Es ist allerdings nicht das erste Wort, das mir bei schulischen Entwicklungsprozessen in den Sinn kommt. In der spannenden Zeit der Veränderung in Schulen aufgrund neuer (bald) digitaler Bedingungen wird Agilität in verschiedenen Prozessen in Schule keine Forderung, sondern eine Notwendigkeit werden.
Auch schon jetzt, in Zeiten (noch) fehlender digitaler Infrastruktur an Schulen, in Zeiten (noch) fehlender Ausstattung mit mobilen digitalen Endgeräten, halten Barcamps als agile Fortbildungs-formate bereits Einzug in Schulen. (Das Format Barcamp selbst ist dabei alles andere als neu; der ressourcenorientierte, eigenverantwortliche und irgendwie dynamische Blick von Kollegien und Schulleitungen auf sich selbst, der beim Barcampen entsteht und der bei der Entscheidung zur Durchführung bereits zumindest gedacht worden ist, meiner Erfahrung nach aber schon.)
Ein anderes ebenfalls agiles Format ist der kurze Austausch von Erfahrungen, Gedanken und Fragestellungen unter Kolleg*innen. Ob als Kurskiosk, Fortbildungssnack oder Digitale Mittagspause: In einem professionellen informellen und damit geschützten Setting wird Unterrichtsentwicklung und Eigenqualifikation im Kleinen vorangetrieben.
Ist das nicht bereits eine augenfällige Entwicklung? In meinen 14 Jahren im Schuldienst empfinde ich die sich verändernde Kultur bei internen schulischen Prozessen als die prägnanteste Entwicklung überhaupt, auch wenn sie eher leise daherkommt.
In den Schulen reift also kollektiv die Überzeugung, dass Lehrer*innen selbst Veränderungsprozesse aktiv gestalten und überhaupt erst ermöglichen. Geradezu trivial, wenn man bedenkt, dass durch die „Eigenverantwortliche Schule“ in NRW bereits 2012 Schulen weitergehend als vorher „Freiräume für innovative Ideen“ vom Ministerium eingeräumt wurden. Doch es scheint, als bräuchte es erst handfeste, konkrete Herausforderungen, die das schon immer vorhandene Potenzial in Kollegien offenlegen und nutzbar machen.
Um die Herausforderungen, die die Transformation hin zu zeitgemäßem Lernen mit sich bringt, erfolgreich annehmen, bewältigen und damit Schul- und Unterrichtsentwicklung gestalten zu können, bedarf es einer deutlich besseren Vernetzung der beteiligten Akteure. Was bei Mikro-fortbildungen oder Barcamps schulintern schon passiert, kann skaliert werden; wenn sich Lehrer*innen (und Schulleitungen) verschiedener Schulformen in halb-formalen oder informellen Settings treffen und ohne TOP oder Protokoll über Erfahrungen, Fragestellungen oder ganz Praktisches austauschen, so entsteht ein MEHRWERT gegenüber herkömmlichen Fortbildungsmaßnahmen, der kaum zu berechnen ist:
- Durch Ideenaustausch und entsprechende Impulse können Prozesse an der eigenen Schule u. U. effizienter gestaltet (oder überhaupt erst in Gang gebracht) werden.
- Wissen um Einzelheiten der aktuellen schulpolitischen Gegebenheiten kann weitergegeben, geprüft und diskutiert werden. Insbesondere beim Digitalpakt ist ein solcher Austausch hilfreich.
- Die Teilnehmer*innen erfahren unter Umständen eine andere Resonanz als sie an ihrer eigenen Schule empfinden. Auch solch eine positive Verstärkung Einzelner kann Prozesse positiv beeinflussen.
- Das Catering kann bestenfalls selbst gewählt werden. Bezahlen tut jede*r am Ende allerdings ebenfalls – selbst.
- Alle sind willkommen, jede*r Teilnehmer*in ist wertvoll – ob mit oder ohne Funktionsstelle, ausgewiesenen Amt oder Zuständigkeitsbereich.
Alle oben angeführten Aspekte nehmen wir bei unseren Treffen von Lippe(r) digital wahr; deshalb machen wir das und freuen uns immer wieder auf das nächste Treffen!
Vielleicht wäre eine zusätzliche Vernetzung der Schulen einer (lippischen) Stadt noch eine Idee zum Weiterspinnen … Doch zunächst einmal freuen wir uns über ein stetig wachsendes Netzwerk mit vielen freundlichen, zugewandten, interessierten und interessanten Menschen.